(21.04.1999 - Letzte Ergänzung: 2011-05-15)
10000 v.Chr.
Fund steinzeitlicher „Zahlensteine“ aus der Pyrenäenhöhle Mas d’Azil.
9000 v.Chr.
Mesopotamien - erstes Buchhaltungssystem der Weltgeschichte.
6. Jahrtausend vor Chr.
Bei Ausgrabungen am Indus fanden Archäologen Hinweise die Einsichten in die dortigen Anfänge des Rechnungswesens ermöglichen. Unter anderem wurden Tiermarken mit Bilderschrift gefunden.
3000 v.Chr.
Ägypten - Soll und Haben auf Papyrus-Rollen.
2000 v. Chr.
Indien - Loseblatt-Buchführung auf präparierten Palmblättern.
1400 v. Chr.
Altchinesische Orakeltexte mit Zahlzeichen für Beutetiere.
5. Jahrhundert v. Chr.
4. Jahrhundert v. Chr.
453 v. Chr.
Marmorstele mit einem Prüfungsbericht zur Abrechnung von Tributabgaben auf der Akropolis in Athen.
2. Jahrhundert v. Chr.
China - nachweisbare Verwendung eines Rechengerätes mit den Zahlen 1 bis 9 (im 15. Jahrhundert n. Chr. taucht hier ein perfekter Handapparat für die vier Grundrechnungsarten auf, der Suanpan).
105 n.Chr.
Erfindung des Papiers unter Kaiser Ho-Ti. Das Papier gelang über die Araber nach Europa und fand vom 12. Jahrhundert an Eingang in die Steuer- und Geschäftsbücher, ebenso wurden die indischen Ziffern von den Arabern nach Europa gebracht.
480 n.Chr.
Salamis - eine weiße Marmortafel mit einer Arbeitsfläche von 149 x 75 cm wurde auf der Insel Salamis gefunden und dürfte aus der Zeit nach der Seeschlacht von Salamis stammen.
585 n. Chr.
Seit dem Synodalgebot von Macon wurde die Erfassung und Verrechnung der kirchlichen Zehntabgaben notwendig. Es waren die diözesanischen Vermögensverwaltungen, die einer geregelten Rechnungslegung bedurften.
700 n. Chr.
795 n.Chr.
12. Jahrhundert n. Chr.
Das Papier gelangt nach Europa, durch die Araber und hielt Einzug im „Rechnungswesen“.
1157 n.Chr.
1180
Ältestes Kaufmannsdokument nördlich der Alpen stammt aus der Hansezentrale Lübeck, wo ein Tuchhändler um 1180 auf einer Pergamentrolle rund 160 Geschäftsvorfälle in einfachster Form festgehalten hat.
1200
Das Personenkonto entsteht.
1263
Genua - zwei städtische "Oberkontierer" sind nachweisbar, die Einzelkonten mit dem altrömischen Namen "ratio" anlegten.
1280
Aufzeichnungen von Kreditgeschäften in Lübeck. Ältestes Kaufmannsdokument nördlich der Alpen.
1296
Die finanzamtliche Registratur Genuas verbrannte bei einer Revolte.
1300
Bildung von Sachkonten.
1304
Das erste vollständige Kaufmannsbuch wird entsprechend der kirchlichen und staatlichen Amtssprache des Mittelalters mit allen Eintragungen anfangs lateinisch und mit römischen Zahlzeichen wird geführt.
1310/1320
Die Spitze der Finanzverwaltung Genuas besteht aus vier "Visitatoren", die das Siegel des Heiligen Michael führten "cum statera vel billancio", - mit der Waage oder Bilanz.
1313/1316
Übergang zur zweifachen Buchungsmethode in Genua.
1335
Für die Durchführung der Buchhaltung in Genua waren zwei Kassenbeamte (massarii communis) und zwei staatliche Rechnungsprüfer (magistri rationales) verantwortlich.
1340
1383
In Regensburg wird ein Handelsbuch in deutscher Sprache geführt. Bei der Berechnung des steuerpflichtigen Vermögens wurden erstmals die indischen Ziffern zu Hilfe genommen.
1400
Durchführung des formellen Abschlusses.
1420
Anlegung des Kapitalkontos und die formale Vollendung der doppelten Buchführung in einem Bilanzkonto.
15. Jahrhundert
1427/1443
1494
"Summa de arithmetica" war das erste weithin bekannt gewordene Lehrbuch der Buchführungs- und Handelswissenschaft des Lehrmeisters Luca Pacioli.
1522
Adam Ries - Rechnung auf den Linien und Federn. Ries übte nacheinander den Posten eines Buchführers, Finanzkontrolleurs und Zehntmeisters aus, wobei er erfuhr, wie leicht "der gemaine Mann" bei Handel oder bei Steuer-, Zoll- und Zehntzahlungen hintergangen werden konnte. So entstand seine volkstümliche Rechenlehre.
1527
16. Jahrhundert
17. Jahrhundert
Frankreich - unter Einfluss von Savary und De la Porte erfolgte die Grundbuch-Zerlegung und die Vorsammlung von Sachkontenposten. Spezifisch französisch war die Anlegung von Sonderjournalen, vor allem für den Einkauf und den Verkauf.
Um 1600
Der Augsburger Rechenlehrer Kaspar Brunner umschreibt das zu verbuchende Betriebsvermögen.
1623
Beginn der Rechentechnik. Eine Skizze des Tübinger Professors Wilhelm Schickard lässt bereits den Entwurf eines Zählradgetriebes mit Zehnerübertrag erkennen. Die Ausführung des Projektes ist im Dreißigjährigen Krieg untergegangen.
1642
Rechenmaschine des Steuergehilfen Pascal: Seine "Pascaline" stellte er 1642 in Paris der staunenden Öffentlichkeit vor. Das Grundmodell war eine robuste und leicht transportable Addier- und Subtrahiermaschine mit dekadischen Zahnrädern, die an Walzen mit eingezeichneten Ziffernreihen gekoppelt waren.
1664
Edward Cocker, England, „Tutor to Arithmetick“.
1675
Jacques Savary, Frankreich, « Le parfait négociant ». Erste systematische Abhandlung über die Einzelwirtschaft, Einleitung des Übergangs zur modernen Handelswissenschaft.
1676
Hauptwerk von Jacques Savary in deutscher Übersetzung.
1677
Francois Barreme, Frankreich, „Arithmétique“.
18. Jahrhundert
England - das von Jones so bezeichnete "English System" fand Verbreitung - ein dreigliedriges "Day-book" mit Debetspalte, Kreditspalte und Gesamtspalte.
1723
Brandenburg-Preußen - bei der obersten Finanzbehörde wurde erstmals eine statistische Abteilung eingerichtet, die ihre Vergleichszahlen aus den Steuerregistern der Finanzbehörden schöpfte.
1752
Titelblatt einer Bilanz der St. Georgsbank in Genua.
1789
Der Kameralist Jung-Stilling lehrte die Einführung einer erweiterten „Fabrikbuchhaltung“ die gesonderte Konten und besondere Rechnungen vorsah. Es dauerte allerdings noch Generationen bis das allgemeine „Unkostenbüchlein“ durch spezielle Kostenkonten verdrängt wurde.
1794
Preußen - gesetzliche Bilanzierungspflicht. Das Preußische Allgemeine Landrecht von 1794 bestimmte: "Ein Kaufmann, welcher entweder gar keine ordentliche Bücher führt, oder die Balance seines Vermögens, wenigstens alljährlich einmal zu ziehen unterlässt, und sich dadurch in Ungewissheit über die Lage seiner Umstände erhält, wird bey ausbrechendem Zahlungsunvermögen als fahrlässiger Bankerutirer bestraft."
19. Jahrhundert
1800
Von der manuellen zur maschinellen Buchhaltung:
Nach Verbesserungen der Einbandtechnik durch den Londoner Buchbinder Palmer kam allmählich eine Geschäftsbücher-Industrie auf.
1805
Brandenburg-Preußen - das Königlich statistische Landesamt entsteht, das neben der Bevölkerungsbewegung und Steuerentwicklung auch die Veränderungen in Handel, Gewerbe und Fabrikation zahlenmäßig erfasste.
1807
Code de Commerce (Napoleon)
1810/1850
Wesentliche Verbesserungen ermöglichte die Durchschreibe-Technik, die von der Patentierung eines Pauspapiers des Pariser Papierfabrikanten L'Hermite ihren Ausgang nahm und zum maschinellen Durchschlag weiterentwickelt wurde.
1861/1897
In Deutschland galten - und gelten im Wesentlichen noch heute - die einschlägigen Vorschriften des Handelsgesetzbuches von 1861/1897, die durch aktienrechtliche Bestimmungen modifiziert worden sind.
Danach besteht der Jahresabschluss in der Aufstellung einer Bilanz, die das Verhältnis des Vermögens und der Schulden anzeigt; sie wird in der doppelten Buchführung ergänzt durch die Gewinn- und Verlustrechnung, die durch den Vergleich von Ertrag und Aufwand zu dem gleichen Ergebnis führt.
1867
In der nun folgenden Phase der Hochindustrialisierung setzte die serienmäßige Fertigung von Rechen- und Schreibgeräten ein. Der Abschied vom altherkömmlichen Stehpult der Buchhalter begann. Bahnbrechend war der "Typewriter" des Amerikaners Sholes.
1884
Nach der schwindelerregenden Gründerzeit der Aktiengesellschaft wurden auch im Handelsrecht - bei uns mit der Aktiennovelle von 1884 - neue Signale gesetzt: Die gewachsenen Grundsätze der Bilanzerstellung werden gesetzlich eingeschärft; ihre Verletzung wird unter Strafe gestellt; die ganze achtbare Kaufmannschaft weiß sich bestätigt und auf die Grundsätze "ordnungsmäßiger" Bilanzierung verpflichtet.
1890
1891/1893
1891
1893
Mit der schrittweisen Auflösung des gebundenen Kontokorrentbuches bereitete sich die Ersetzung des Journals und des Hauptbuches durch das Loseblatt-System vor. Nach der Weltausstellung in Chicago trat es seinen internationalen Siegeslauf an, in Deutschland erst eine Generation später als die handels- und steuergesetzlichen Hemmnisse überwunden wurden.
1896
In Deutschland ging die erste "Schnellschreibmaschine" von Frister und Roßmann in Großproduktion.
1900/1907
Die Adler-Werke folgen, sie verkaufen zwischen 1900 und 1907 50.000 Maschinen.
1902
Die erste erfolgreiche Elektro-Schreibmaschine kommt auf den Markt, gefolgt von entsprechenden Buchungsmaschinen mit Automatik für Saldenbildung, Summenzug und Auswurf des Kontenblattes.
1910
1911
1918
Reichsfinanzhof in München wird errichtet.
1919
1922
Standardwerk zur Ordnungsmäß8igkeit der Buchführung - Max Lions.
1923
Erste Kraftproben zwischen Betriebsprüfung und Steuerberatung brachte die Inflation von 1923 mit den anschließenden Eröffnungsbilanzen.
1925
1931
Ein deutliches Signal wurde in der Weltwirtschaftskrise durch das staatliche Notprogramm von 1931 gesetzt, das eine Steueramnestie mit der Einführung der Pflichtprüfung der aktienrechtlichen Jahresabschlüsse koppelte.
1933
Verkündung des ersten Berufsgesetzes für anerkannte "Steuerberater" vom 6.Mai 1933 stand als Kernbereich ihrer Dienstleistungen schon die Beratungstätigkeit im Rechnungswesen fest.
1935/1936
Die weitreichenden Pflichten zur Führung eines Wareneingangsbuches und zur Verbuchung des Warenausgangs wurden expressis verbis "für steuerliche Zwecke" begründet.
1937
1938
Staatsausgaben wachsen auf 45 % des Volkseinkommens.
1949
W. Baier - Gemeinwirtschaftliche Aufgaben der Steuerpolitik, Lenkung des Wirtschaftsablaufs durch die Besteuerung.
1951/1952
In der Bundesrepublik ist das Ordnungskonzept des Rechnungswesens von 1937 durch die "Grundsätze und Gemeinschaftsrichtlinien" des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und einen überarbeiteten "Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie" ersetzt worden.
1961
Eigenständiges Berufsrecht für die Steuerberatung.
1964
Erste "Computer-Familie" für das betriebliche Rechnungswesen: das IBM System 360 mit einer Mikroschalttechnik.
1966
Das berufsständische Rechenzentrum in Nürnberg leitet die Nutzung moderner Informationstechnologien für die Steuerpraxis ein.
1968
Teilbesteuerungsrechnung nach Rose.
1971
1972
Steuerbelastungsformeln von Eggesiecker.
1974
Ertragssteuerliches Kennzahlensystem von Heigl.
1976
Regelkreismodelle von Ainser.
2002
Der Rat der Europäischen Union stimmt einer Verordnung zu mit der die Anwendung der International Accounting Standards ab 2005 für Konzernabschlüsse von kapitalmarktorientierten Unternehmen verbindlich vorschreibt. Im Rahmen dieser Entwicklung löst sich Deutschland von den bisher im HGB kodifizierten Rechnungslegungsgrundsätzen und wendet sich in erster Linie angloamerikanischen Bilanzregeln zu.
2005
Anwendung einheitlicher Rechnungslegungsstandards in den Mitgliedstaaten der EU für kapitalmarktorientierte Unternehmen. IAS/IFRS.
2009
Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) trat in Kraft. Der Schwerpunkt dieses Gesetzes liegt in der Deregulierung und Kostensenkung zugunsten kleiner und mittlerer Unternehmen. Weitreichendste Bilanzreform der letzten 20 Jahre.
Die Entwicklung von Soft- und Hardware und ihre Optimierung im Systemverbund gehen unaufhaltsam weiter. Das Gesicht des Rechnungswesens verändert sich. Der geschichtliche Trend ist unverkennbar: Das künftige Gesicht wird deutliche Züge des weiter expandierenden Steuerstaates tragen.
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